Échange scolaire reloaded – Zu Gast in Le Lion d’Angers vom 9. bis 17. Mai

Endlich ! Nach zwei Jahren Covid-Zwangspause bot sich nun wieder die Gelegenheit unsere Partnerschule, das Collège Val d’oudon in unserer Partnerstadt Le Lion d’Angers zu besuchen.
Da die französischen Schüler schon im Herbst bei uns waren, hatten wir nun die komfortable Situation, dass die meisten schon wussten, zu wem sie kommen würden.
So fiel der Abschied von den Eltern am Dienstagmorgen um 5 Uhr zumindest den Schülern relativ leicht und die lange Reise konnte beginnen.
Als wir gegen 19 Uhr – typisch deutsch- zu früh ankamen, war bei der Begrüßung dann aber doch eine gewisse Anspannung zu spüren; vielleicht aber auch nur, weil die Hochgeschwindigkeitsansprache der dortigen Rektorin so respekteinflößend war.
Um das Eis zu brechen und gleich wieder guten Kontakt herzustellen, begleiteten uns am Mittwoch die französischen Schüler bei unserem Ausflug nach Tours, wo die Schüler gemeinsam eine Stadtrallye machten. Auch das prächtige Château Villandry mit seinen wunderschönen Gartenanlagen im französischen Stil wurde gemeinsam entdeckt. Das Schloss gilt als eines der schönsten Loire-Schlösser und kam so manchem Schüler bekannt vor, der seine Lektion im Französischbuch gelernt hatte.

Am Donnerstag stand zunächst die Besichtigung der stillgelegten Schiefermine Mine Bleue auf dem Programm. Ausgestattet mit Helm fuhren wir mit Aufzug und Bahn ca. 120 Meter tief in den Berg ein, um uns dort den Abbau des Gesteins und die Arbeitsbedingungen der damaligen Mineure und ihrer Esel schildern zu lassen. Wieder zu Tage, durften wir zusehen, wie damals aus den zunächst tonnenschweren Gesteinsblöcken nur millimeterstarke Dachschindeln hergestellt wurden, die mit ihrer schwarz-blauen Farbe der Gegend einst ihren Namen Anjou-Bleu gaben. Den Nachmittag verbrachten wir im wunderschönen Angers mit seinen alten Fachwerkhäusern, den majestätischen Straßenzügen und dem Schloss, das mit seinem markanten Mauerdesign über der Stadt und dem Fluss Maine thront.

Am Freitagmorgen entdeckten wir die Umgegend zu Wasser, indem wir ein Stück auf der Mayenne fuhren, die mit beidseitigen Treidelpfaden ausgestattet und an das große französische Kanalsystem angeschlossen ist. Theoretisch hätten wir also bis in die Bretagne weiterfahren können, aber leider reichte die Zeit dafür nicht. Immerhin spielte das Wetter mit und schenkte uns pittoreske Fotomotive. Außerdem konnten wir die Durchfahrt einer Schleuse erleben und wie einst die Schiffe vom Weg aus von einem stabilen Ross gezogen wurden. So ausgeruht ging es dann in den Mittag, wo französische Schüler uns ihre Schule zeigten und wir in der dortigen Kantine Mittagessen bekamen. Danach hieß es Sportsgeist und Mut zu beweisen, denn gemeinsam mit den französischen Partnern wurde in der neuen Sporthalle Badminton gespielt und geklettert. Letzteres war für viele Schüler eine neue Erfahrung, aber alle, auch jene, die zunächst etwas Angst hatten, versuchten sich an der hohen Kletterwand, gesichert von zwei französischen Schülern. Manche durften hinterher stolz sein, weil sie sich überwunden hatten, andere, weil sie im Affentempo und –stil die steile Wand erobert hatten. Dann lockte/drohte das lange Wochenende. Auch hier war wieder etwas Anspannung zu spüren, aber am Montag gab es dann doch überwiegend viel Positives und Interessantes zu berichten.

Der letzte große Ausflug vor der Rückreise führte uns vollends der Loire nach an den Atlantik nach St. Nazaire. Der Vormittag war durchaus verregnet, was uns aber Ping-egal war, weil wir nämlich auf Tauchstation gingen im Museum des ausgedienten französischen U-Boots Espadon.  Das Gefühl des Eingesperrtseins kannten wir zwar von Corona her, aber die Schilderungen des U-Bootalltags und die räumliche Enge in diesem Stahlkoloss wirkten doch bedrückend und so mancher atmete erleichtert auf, als er wieder Tageslicht erblickte. Gleich nach der Enge des U-Boots erlebten wir das andere Extrem, als wir nämlich eine geführte Bustour auf die riesige Werftanlage machten.
Hier konnten wir die Baustelle eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt besichtigen, der Utopia off the Seas, die uns mit ihren ca. 100.000 Tonnen und 362 Metern beeindruckte.  Kurz darauf hatten wir Glück und entdeckten auch noch den schönen Dreimaster Belem, der nächstes Jahr das olympische Feuer für die Spiele in Paris aus Griechenland holen wird.

Angefüllt mit all diesen schönen Eindrücken hieß es dann am Dienstagmorgen Abschied nehmen von den französischen Gastfamilien. Und auch diesmal flossen wieder Tränen, bei einigen aus Rührung und Schmerz, bei anderen vielleicht aus Vorfreude auf die wartenden schwäbischen Leibgerichte, die zuhause in Auftrag gegeben worden waren.
Zuvor aber wartete ein letzter Höhepunkt bei ca. 276m über Null in Paris – die höchste Plattform des Eiffelturms. Schnaufend oder singend stiegen wir die erste Hälfte hinauf, wobei dem einen oder der anderen schon etwas mulmig wurde. Der Aufzug verhinderte dann die körperlich-geistige Überforderung und oben wurden fast alle von der beeindruckenden Aussicht über Paris belohnt.
Bei der Anschließenden Bootsfahrt auf der Seine konnte man sich von den Strapazen des Aufstiegs erholen und Kräfte sammeln für den Weg durch Louvre und die Tuillerie-Gärten, sowie den Weg zur Kathedrale Notre Dame, dem Rathaus Hôtel de ville und dem Museeum Centre Pompidou. Das gänzlich unromantische Kapitel der verzweifelten Toilettensuche in der Stadt der Liebe soll hier nicht weiter erwähnt werden. Mögen aber die schwäbischen Flüche den Verantwortlichen in Paris in den Ohren klingeln !
Mit der Metro ging es dann zurück zum Stellplatz unseres Busses, wo uns unser ausgeruhter Busfahrer Berno fröhlich in Empfang nahm, um uns dann wohlbehalten durch die Nacht nach Bad Buchau zu bringen. Dort warteten die glücklichen Familien und ein langes Wochenende auf uns.

Hoffentlich behalten alle Beteiligten schöne Erinnerung an diese Woche und schöpfen Motivation daraus, andere Sprachen, Menschen und Kulturen, ja die Welt für sich zu entdecken; ganz wie im Titel: Auf Französisch oder einer anderen Sprache.

 

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